Stellungnahme Swiss Small Hydro zum WSL Bericht «Biodiversitätsschädigende Subventionen in der Schweiz»
Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL hat am 24. August 2020 mittels Medienmitteilung ihren Bericht zu «Biodiversitätsschädigenden Subventionen in der Schweiz» veröffentlicht. Zu diesen „Subventionen“ wird auch die Förderung der Kleinwasserkraft gezählt. Die Kritik an der Kleinwasserkraft basiert aber nicht auf wissenschaftlichen Studien, sondern insbesondere auf Aussagen politischer Akteure. Swiss Small Hydro hat deshalb Kontakt mit der WSL aufgenommen und diese Aussagen diskutiert.
Zentrale Kritikpunkte von Swiss Small Hydro:
- Im Bericht der WSL werden ausschliesslich negative Auswirkungen der Kleinwasserkraft behandelt. Beispiele mit positiven Auswirkungen auf die Biodiversität werden konsequent ignoriert:
- In den Schweizer Fliessgewässern gibt es unzählige Querbauwerke, aber nur ein gutes Prozent davon dient der Kleinwasserkraft. Beim Bau von Kleinwasserkraftwerken ist der Erhalt oder die Wiederherstellung der Fischdurchgängigkeit gesetzlich abgesichert. Einnahmen aus der Stromproduktion finanzieren somit indirekt den Bau von Fischwanderhilfen an bisher beeinträchtigten Gewässerabschnitten.
- Auch die Wiederherstellung der Geschiebedurchgängigkeit, die Befreiung der Gewässer von Siedlungsabfällen oder weiteren ökologischen Aufwertungsmassnahmen im Zusammenhang mit dem Bau der Kraftwerke führen zu Verbesserungen, von welchen auch die Biodiversität profitiert.
- Bei der Aussage, dass dezentrale Kleinwasserkraft ähnlich schädigende Effekte wie grosse haben, handelt es sich um eine Hypothese, die aus Sicht von Swiss Small Hydro nicht stimmen kann. Auch nicht, wenn man die schädigenden Effekte ins Verhältnis zur Energieproduktion stellt. Kleinwasserkraftwerke können aufgrund der deutlich geringeren Wassermengen einfacher optimal in die Gewässer integriert werden. Kleine Anlagen weisen in den allerwenigsten Fällen Speicher auf, wodurch die natürliche Abflussdynamik erhalten bleibt. Im Gegensatz zu grossen Anlagen sind Fein- oder Horizontalrechen Standard und verhindern, dass Fische in die Turbine gelangen. Die beeinträchtigte Gewässerstrecke ist in der Regel sehr kurz, in vielen Fällen sogar nur auf den eigentlichen Absturz reduziert, welcher oft auch in ursprünglichem Zustand nie fischgängig war. Die bessere Integration ins Gewässer ist der wichtigste Vorteil der Klein- und Kleinstwasserkraft.
- Kleinwasserkraftwerke erzeugen den Strom dezentral und, im Gegensatz zu anderen erneuerbaren Energien, sehr regelmässig. Damit ist auch bei starkem Ausbau der Kleinwasserkraft keine Verstärkung des Übertragungsnetzes erforderlich. Auch sind keine zusätzlichen Speicher erforderlich.
- Die Energiestrategie 2050 erfordert einen massiven Ausbau an Strom aus erneuerbaren Quellen. Es ist in Zukunft – trotz Energieeffizienzmassnahmen – eine deutlich höhere Stromproduktion erforderlich, um die Dekarbonisierung des Energiesektors zu ermöglichen. Die im Bericht vorgeschlagenen Ersatzmassnahmen „Energiesparen“ und „Fokus Photovoltaik“ genügen damit nicht, um die Ziele der Energiestrategie 2050 nur annähernd erreichen zu können.
- Während Aussagen von einzelnen Gewässerschutzorganisationen unreflektiert übernommen wurden, kamen Vertreter der Kleinwasserkraft nicht zu Wort. Im Bericht sind zudem diverse politische Statements enthalten.
- Beispiel (S. 203, unkommentiert): Nach Artikel 8 der Energieverordnung (EnV) wird folgenden Wasserkraftwerkanlagen ein nationales Interesse attestiert: bei einer mittleren erwarteten Jahresproduktion von 20 GWh (bei neuen Anlagen) oder von 10 GWh und > 800 Stunden Stauinhalt bei Vollleistung (beim Ausbau einer bestehenden Anlage) sowie Pumpspeicheranlagen mit einer Leistung von 100 MW. Damit erlangen Wasserkraftwerke, die 0.3-0.6 Promille der Wasserkraftproduktion leisten, nationales Interesse und somit wird deren Bau in national geschützten Landschaften erleichtert (Aqua Viva 2017).
Swiss Small Hydro hat die Aussagen zur Kleinwasserkraft mit der WSL per E-Mail und telefonisch diskutiert, und verzichtet auf die Forderung einer Anpassung des Berichts. Die WSL hat im Gegenzug in Aussicht gestellt, im Zusammenhang mit der Biodiversitätsstrategie zurückhaltender und differenzierter mit Kritik an der Kleinwasserkraft vorzugehen.